Dienstag, 13. Juni 2017

{Rezension} Hölle auf Erden








Mark Nelson wird hinzugerufen, als eine Frau mit merkwürdigen Narben im Gesicht auftaucht. Sie behauptet, gestorben und nun zurückgebracht worden zu sein. Tatsächlich sieht sie einer vor zwei Jahren verunglückten Frau erschreckend ähnlich.
Pünktlich zum Geburtstag seines ermordeten Sohnes erhält David Groves wieder eine Karte. Diesmal steht darauf: Ich weiß, wer es getan hat. Kurz darauf sterben mehrere Menschen unter mysteriösen Umständen.
Beide Detectives sind mit unerklärlichen Fällen konfrontiert, die sie direkt in die Hölle führen.







Der Anfang hat mich sofort gefesselt. Man erfährt direkt vom grausamen Tod von Groves Sohn, der im weiteren Verlauf eine bedeutende Rolle spielt. Vor diesem Hintergrund wird auch Groves selbst charakterisiert und sein Handeln verständlich. Er ist ein gebrochener Mann und das merkt man sehr deutlich.
Es geht spannend weiter, denn auch in Marks Gegenwart dauert es nicht lange, bis die Frau mit den Narben im Gesicht auftaucht. Charlie heißt sie und ist fest davon überzeugt, vor zwei Jahren gestorben zu sein. Mark führt etliche Gespräche mit ihr um langsam die Wahrheit herauszufinden. Was anfangs noch absurd schien, wird immer glaubhafter und ich konnte manchmal nicht schnell genug in diesen Handlungsstrang zurückkehren, um endlich zu erfahren, was dahinter steckt.
Beide Geschichten laufen zunächst parallel. Dazwischen werden auch immer wieder Episoden aus der Sicht anderer beteiligter Personen erzählt. So ist man gezwungen, sich beim Lesen zu konzentrieren, damit man der Handlung folgen kann. Ich hatte das Pech, zwischendurch eine Lesepause einlegen zu müssen, und habe danach nur schlecht wieder in die Geschichte gefunden. Je komplexer alles wurde, desto öfter habe ich die einzelnen Handlungsstränge vermischt, bis in meinem Kopf ein großes Chaos herrschte. Zusätzlich wird am Ende noch zwischen mehreren Zeitebenen unterschieden, die mir vorher beim Lesen gleichzeitig vorkamen.
Erst sehr spät kommt der Zusammenhang zwischen den Geschehnissen zustande. Dann wird auf wenigen Seiten aufgelöst, was vorher ein Mysterium war. Leider habe ich am Ende nicht mehr ganz durchgeblickt, sodass mir ein paar Details entgangen sind. Hier hätte ich mir mehr Raum für Erklärungen und eventuelle Wiederholungen gewünscht, damit das Durcheinander am Ende einen würdigen Abschluss bekommt und meine Fragen auch wirklich alle beantwortet werden.
Es wird eine Verbindung zu einem früheren Fall, dem 50/50-Killer, aufgebaut. Man muss das entsprechende Buch jedoch nicht gelesen haben. Alle wichtigen Ereignisse werden erzählt und auch die damals beteiligten Personen erneut eingeführt. Das bringt zusätzliche Spannung in die Geschichte, vor allem für diejenigen, die den "50/50-Killer" kennen. Leider wurde diese Verbindung am Ende nicht mehr mit bedacht, sodass sie in der Auflösung keine Rolle mehr spielt. Dafür laufen die anderen Fäden korrekt ineinander und auch wenn nicht alles restlos geklärt werden kann, weiß man als Leser am Ende doch, wie die Täter gearbeitet haben und was mit Groves Sohn und der Frau mit den Narben geschehen ist.
Es gibt mehrere Tote, deren Verletzungen in ihrer Brutalität genau beschrieben werden. Gleichzeitig ist so viel Luft da, dass ich mein Kopfkino kurzzeitig ausschalten konnte, wenn es mir zu viel wurde. Die Morde selbst werden nie beschrieben, was ich gut fand. Es geht hier mehr um die psychologischen Wirkungen von Zwang, Manipulation und Gewalt.








Ein spannender Thriller, der Angst vor der Dunkelheit macht. Gut geschrieben, aber so komplex, dass man ihn schnell lesen sollte.

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