Mittwoch, 22. November 2017

{Rezension} Housesitter








Er lebt in den Wohnungen von Paaren, die im Urlaub sind. Wenn sie zurück kommen, erschlägt er den Mann und nimmt die Frau mit sich. Er ist auf der Suche nach der perfekten Partnerin. Doch Thomas überlebt und setzt alles daran, seine Freundin wieder zu finden.







Das Buch war sehr schnell sehr spannend. Zuerst zeigt uns der Täter Saskia und Thomas, dann kommen wir mit ihnen aus dem Urlaub zurück und sofort wird deutlich, dass etwas nicht stimmt. Als Thomas im Krankenhaus aufwacht, erfährt er, dass seine Freundin entführt wurde. Da der zuständige Polizist ihm nicht engagiert genug erscheint, macht er sich gemeinsam mit seinem Bruder und der jungen Polizistin Priska Wagner selbst auf die Suche nach Saskia. Doch er bleibt nicht das einzige Opfer des Housesitters.
Thomas erfährt auf dem Rückflug, das er Vater wird, doch die Freude will sich nicht so recht einstellen. Anscheinend ist er sich seiner Gefühle nicht mehr hundertprozentig sicher. Doch als Saskia verschwindet, scheinen alle Zweifel wie ausgelöscht. Er lässt nichts unversucht, um sie wieder zu finden und erscheint als treu liebender Freund. Es entsteht der Eindruck, er müsste seine Zweifel und Selbstvorwürfe durch übertriebenen Aktionismus kompensieren. Für mich war seine Gedankenwelt authentisch beschrieben. Er erlebt eine Ausnahmesituation und reagiert natürlich nicht immer rational. Dennoch konnte ich seine Handlungen gut nachvollziehen.
Priska Wagner arbeitet eigentlich in einem anderen Bezirk, doch anhand eines Details glaubt sie an eine Verbindung zwischen ihrem aktuellen Fall und dem Housesitter. Sie lässt nicht locker und ermittelt auf halblegalen Wegen, um ihre Vermutungen bestätigen zu können. Wir lernen sie als zupackende und eifrige Polizistin kennen, die zwar schlecht im Team arbeiten kann, sich dafür aber mit ganzem Herzen einsetzt. Sie lernt Thomas im Krankenhaus kennen und hilft ihm bei der Suche nach Saskia. Durch ihre Hartnäckigkeit kann eine bisher unbeachtete Komplexität aufgedeckt werden. Sie war mir von allen Figuren am sympathischsten.
Zwischen der normalen Handlung gibt es immer wieder Kapitel, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind. Darin schweift er sehr oft in seine Erinnerungen ab, wodurch wir etwas über seine Vergangenheit erfahren. Hier wird quasi ein zweiter Spannungsbogen aufgebaut und man beginnt langsam, Verbindungen zu seinem heutigen Verhalten herzustellen. Gleichzeitig dringt man in die Psyche eines Mannes ein, der unverständliche Grausamkeiten begeht. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich so etwas wie Mitleid für ihn entwickelt habe und es mir manchmal schwer fiel, ihn ausschließlich als den Bösen in der Geschichte zu betrachten.
Der Schreibstil ist relativ nüchtern. Der Autor beschreibt nur das, was er für die Handlung braucht, und hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Dadurch gibt es auch keine Längen, sondern es bleibt durchweg spannend, auch wenn neue Personen eingeführt werden. Es werden allerdings auch nicht mehr Emotionen beschrieben als nötig, was es mir manchmal etwas schwer gemacht hat, mich völlig in die Figuren hineinzuversetzen. Als außenstehender Beobachter ist es jedoch gut zu lesen.








Ein lohnenswerter Thriller, der nicht nur Angst vor dem nächsten Urlaub macht, sondern statt durch Brutalität mit psychischen Entwicklungen überzeugt.

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