Leipzig liegt in der sogenannten Diaspora, das heißt, in einer Gegend, in der nur sehr wenige Christen leben. Nur ein Bruchteil davon sind katholisch. Ich bin selbst in der Diaspora groß geworden, deshalb ist mir die Situation natürlich vertraut, aber es ist dort nicht immer einfach, zu seinem Glauben zu stehen. Im Vorfeld des Katholikentags und auch hinterher gab es ja einige Diskussionen, ob die Stadt und das Land Geld für so eine Veranstaltung ausgeben soll und ob ein solches Fest überhaupt so öffentlich gefeiert werden darf. Ich sage ja! Denn jede politische Kundgebung darf öffentlich sein, selbst wenn sie der Meinung der großen Masse widerspricht. Jeder darf zum Junggesellenabschied durch die Straßen ziehen und die Leute nerven. Es ist nur recht und billig, dass sich auch eine Religionsgemeinschaft treffen darf, um ihren Glauben in friedlicher Weise zu feiern. Wie sonst soll Austausch stattfinden, wenn wir nicht präsent sind?
Aber von der Ablehnung habe ich in Leipzig nichts gespürt. Mir sind ausschließlich freundliche Menschen begegnet, vielleicht sind die Gegner ja alle zu Hause geblieben. Für mich war es eine wunderbare Veranstaltung und ein tolles Gefühl, als bekennende Katholikin nicht allein zu sein.
Ich habe aber nicht nur Menschen getroffen, die ich lange nicht gesehen habe und Gespräche geführt, die ich vorher nicht erwartet hatte, sondern mir auch einige Programmpunkte angesehen. Dazu gehörte auch das Kabarett von Dr. Manfred Lütz. Der Psychotherapeut und Theologe hat einen Einblick in die Glücksindustrie gegeben, erklärt, warum Glücksratgeber unglücklich machen und dass das Glück oft anders aussieht als wir meinen.
Am Freitag war ich bei einem Streitgespräch zwischen einem katholischen Moraltheologen, einer islamischen Theologin und einem Rabbiner. Es ging um die Frage, ob alle Menschen gleich sind und wer auf das Heil hoffen darf.
Außerdem konnten wir einen Einblick in eine Moschee und das Leben der islamischen Gemeinde bekommen. Vorurteile helfen keinem. Es ist wichtig zu wissen, wer da eigentlich nebenan wohnt. Man muss nicht alles gut finden, aber es ist auch nicht alles schlecht.
Natürlich durfte das Wise-Guys-Konzert auf dem Augustusplatz nicht fehlen! Ich kenne zwar ihre Musik, war aber zum ersten Mal auf einem Konzert. Es war eine tolle Erfahrung, dass so viele Menschen zusammen singen, tanzen und einfach fröhlich sind. Zum Abschluss haben alle zusammen "Möge die Straße" gesungen, ein christliches Segenslied.
Das Ganze wäre nicht katholisch gewesen, hätte es nicht auch Gottesdienste gegeben. Neben den vielen Angeboten in den unterschiedlichsten Kirchen gab es auch zwei große Gottesdienste auf dem Augustusplatz. Der erste war am Donnerstag, zum Hochfest Fronleichnam. Was da gefeiert wird, hat die Seite katholisch.de knapp und verständlich zusammengefasst. Der eigentliche Hauptgottesdienst war dann am Sonntag, als sich etwa 25.000 Menschen versammelt haben. Für mich ist es sehr wertvoll zu erleben, wie viele Menschen meinen Glauben teilen und welche Kraft daraus erwächst. Ich hoffe, dass die Besucher des Katholikentags, egal welcher Religion oder Konfession, mit Gottes Hilfe diese Welt ein Stück zum Guten verändern.
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