Freitag, 15. Juli 2016

{Rezension} Bernsteintränen

Wer schon länger mitliest weiß, dass ich Izabelle Jardin liebe! Heute möchte ich euch ihr neuestes Buch ans Herz legen.


Inhalt:
»Halt dich nicht mit Gefühlsduseleien auf. Geh deinen Weg, schau weder rechts noch links, nutz deine Bildung zum Erfolg!«
Mit diesem Leitspruch ist Nicola bisher ausgezeichnet durchs Leben gekommen. Als Justitiarin eines international agierenden Unternehmens steht ihr eine glänzende Karriere bevor. Eine große Liebe, die sie von ihrem Weg abbringen konnte, hat sie noch nie erlebt. Bis ausgerechnet eine Geschäftsreise in das Land des Bernsteins alles auf den Kopf stellt. Unversehens gerät sie in einen Strudel aus Vergangenheit und Gegenwart, der sie dazu bringt, ihr Lebensmotto infrage zu stellen und mehr als nur das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen.
Ein Roman über Liebe, die jede Grenze überwindet. Übers Fortgehen und Zurückkehren, Verlieren und Wiederfinden. Über Zufall und Bestimmung, Sehnsucht und Hoffnung. Eine Geschichte, die das Heute und das Damals für die Zukunft zusammenfügt.

Meine Meinung:
Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, ihre bisherigen Bücher zu übertreffen, aber ich finde, das hat sie hiermit geschafft. Eines der besten Bücher, die ich je lesen durfte.
Nicola und Marcin, den sie in Polen kennen lernt, sind beide viel tiefsinniger und komplexer, als man vermuten könnte. Im Laufe der Geschichte offenbaren sie ihre Geheimnisse und als Leser kommt man ihnen stetig näher. Sie sind authentisch, emotional und unperfekt. Auf den ersten Blick wirken sie ziemlich gegensätzlich, aber sie verstehen sich auf Anhieb. Obwohl sie in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind, teilen sie gemeinsame Vorstellungen von Glück.
Auch die Nebencharaktere waren nicht bloß Mittel zum Zweck, sondern lebensecht und eigenständig dargestellt. Einige hat man beim Lesen lieb gewonnen, anderen möchte man lieber nicht begegnen. Sie haben ihren Teil dazu beigetragen, die Geschichte rund und in sich schlüssig zu machen.
Durch einen unglücklichen Zufall findet Nicola den Brief einer Vertriebenen. Dieses Dokument konnte für mich die Geschichte des zweiten Weltkriegs lebendiger zeichnen, als es jedes Museum vermag. Durch die mitreißende Erzählung habe ich mich fast gefühlt, als hätte ich selbst all die Schrecken erlebt. Obwohl es nur ein Teil einer größeren Story ist, konnte ich zum ersten Mal verstehen, warum jemand Bücher liest, die in der Zeit um 1945 spielen. Das Schicksal ungezählter Menschen wird hier exemplarisch dargestellt und zu einem guten Ende geführt.
Die Handlung war niemals aufgesetzt. Alles kam mir völlig natürlich vor und ich hätte mich wohl ähnlich verhalten. Die Geschichte verliert sich nicht in Nebenschauplätzen, folgt aber auch nicht stur einem vorgezeichneten Weg. Es geschahen unvorhergesehene Dinge oder es traten plötzlich Schwierigkeiten auf, die eine neue Perspektive verlangten. Dazu waren die Dialoge nicht außergewöhnlich romantisch, dafür immer menschlich und stellenweise witzig. Manchmal braucht es einen Roman, der einem wieder zeigt, was im Leben zählt und wie gut man es hat. Auch in der Realität passiert es ja oft genug, dass man erst kurz vor der endgültigen Katastrophe zu einer guten Beziehung findet. Wahre Liebe überwindet alle äußeren Grenzen.
Im Gegensatz zu den vorherigen Büchern sind die Sexszenen hier nur angedeutet statt explizit beschrieben. Das legt den Fokus auf die persönliche Entwicklung der Figuren, die hier gut nachvollziehbar ausgestaltet wurde.
Mit ihrem leichten, aber tiefsinnigen Schreibstil, der die Figuren von innen heraus zeichnet und ein lebendiges Bild des Geschehens entwirft, konnte mich die Autorin ein weiteres Mal in ihren Bann ziehen.

Fazit:
Unglaublich schöne Geschichte, die nicht nur eine lebensechte Liebe zeigt, sondern auch eindrucksvoll die Zeit des zweiten Weltkriegs beleuchtet.

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