Mittwoch, 25. Januar 2017

{Rezension} Das Paket


Inhalt:
Nach einem wichtigen Vortrag wird die Psychologin Emma Stein in ihrem Hotelzimmer vergewaltigt. Die geschorenen Haare beweisen, dass es sich bei ihrem Angreifer um den Friseur, einen Serienmörder, handeln muss. Voller Angst versteckt sie sich über Monate in ihrem Haus, bis sie eines Tages ein Paket für einen Nachbarn annehmen soll. Schließlich muss sie sich doch den entscheidenden Fragen stellen: Was ist in der verhängnisvollen Nacht tatsächlich passiert? Wer ist der ihr unbekannte Nachbar wirklich? Und welche Rolle spielt Arthur, ihr imaginärer Beschützer aus Kindertagen?

Meine Meinung:
Ich war sofort in der Geschichte drin. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, dann wäre das Buch sicher an einem Tag durch gewesen. Der Schreibstil hat mich gefesselt und ich war gedanklich so in der Geschichte gefangen, dass ich selbst paranoid wurde und Angst hatte, allein im Dunkeln zu sein. Vor dem Einschlafen sollte man die Geschichte besser nicht lesen.
Viele Geschehnisse kamen mir beim Lesen komisch vor und wollten nicht so recht zusammen passen. Das Ende erklärt zwar alles, dennoch hat die im Nachhinein reflektierte Realitätsnähe darunter gelitten. Wie immer beschreibt Fitzek psychische Abgründe, die sich für den gesunden Leser nur schwer nachvollziehen lassen. Als Gesamtwerk betrachtet, ergibt jedes Detail Sinn. Mehrere vorher nur schwer unterscheidbare Linien laufen zusammen und tragen zu einem fulminanten Finale bei. Vom Ende her gesehen erkennt man die Genialität, mit der die Handlung konzipiert wurde.
Das Buch steckt voller Personen, die man schnell zu kennen meint. Erst spät geben sie ihre wahren Motive preis und rücken damit alles in ein neues Licht. Ich fand es toll, wie sich die Figuren entwickeln und immer vielschichtiger werden. Vor allem ihre Schwächen werden schonungslos offen gelegt und schlussendlich hat das Ganze etwas von einem Super-GAU, den man sich nicht im eigenen Umfeld wünscht.
Emmas Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen. Oft ist sie von Verzweiflung und Emotionen geleitet. Meist jedoch hat es der Autor geschafft, dass ich mich in ihre Gedanken hineinversetzen konnte. Die Spannung hat darunter nicht gelitten.
Arthur ist ein wiederkehrendes Motiv. Als Emma noch klein war, hockte er abends in ihrem Schrank und sie unterhielt sich mit ihm. Nach einer Therapie ist er verschwunden. Offiziell hat sie nur ihren unnahbaren Vater kompensiert. Doch als sich die Ereignisse überschlagen, wird sie auch an ihn wieder erinnert. Hat sie sich die Nacht im Hotel genauso zurecht gesponnen? Braucht sie vielleicht bloß Aufmerksamkeit, so wie damals? Oder steckt doch mehr hinter ihren Erinnerungen?
Gegen Ende dachte ich mehrmals, zu wissen, wer der Schuldige ist und wie alles zusammen hängt. Doch Schlag auf Schlag kamen neue Erkenntnisse ans Licht und die Auflösung kam völlig überraschend. Mit solch perfiden Verstrickungen hätte ich nicht gerechnet, was alles besser und gruseliger zugleich machte.

Fazit:
Ein Thriller, der unter die Haut geht. Trotz kleiner Schwachstellen empfehlenswert, vor allem, wenn man Rätselhaftigkeiten und menschliche Schwächen spannend findet.

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