Mittwoch, 25. Mai 2016
{Rezension} Endlich zu fünft
Inhalt:
Eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Wäre da nicht ... Vater Launo ist Dirigent und Komponist. Mutter Katrina perfektioniert als Innenarchitektin die Häuser der Reichen. Auch ihre Familie könnte perfekt sein, wenn die 22-jährige Tochter nicht auf dem Selbstfindungstrip wäre und ungeniert ihre Sexualität ausprobieren müsste, inklusive Bondage und anderer Spielchen. Wenn sich der 18-jährige Sohn nicht in den Kopf gesetzt hätte, seinen pummeligen Körper durch Bodybuilding und gefährliche Substanzen zu trimmen. Zum Glück gibt es da noch die 4-jährige Pelagia, Nesthäkchen und Sonnenschein der Familie, die aber weder Vater noch Mutter ähnlich sieht. Was ist damals passiert bei dem Tauchlehrgang am Roten Meer? Und was will dieser Tauchlehrer, der an Launos fünfzigstem Geburtstag plötzlich zwischen den Gästen steht?
Bald weiß die halbe Stadt, dass auch bei den Silolas nicht alles perfekt ist, und die Silolas begreifen, dass Glück und Harmonie nicht von Perfektion abhängt...
Meine Meinung:
Ich bekam das Buch von einer anderen Bloggerin mit der Begründung, sie komme mit dem Schreibstil nicht zurecht. Das Problem kennt wahrscheinlich jeder. Nach den ersten Seiten wusste ich auch, was sie gemeint hatte, aber ich war fest entschlossen, trotzdem durchzuhalten. Und es hat sich gelohnt. Tatsächlich ist der Stil gewöhnungsbedürftigt. Die Autorin benutzt größtenteils Hauptsätze, ist flach und kaum empathisch. Aber sie nimmt auch kein Blatt vor den Mund, was durchaus angenehm sein kann. Dafür arbeitet sie mit zahlreichen Kommentaren aus einer Metaebene, die man sonst während des Lesens selten erreicht. Nach vielleicht 40 Seiten hatte mich die Autorin. Bis dahin hatte ich mich an die Sprache gewöhnt und die Familiensituation verstanden. Danach tauchten die ersten Probleme in der Geschichte auf und ich wollte wissen, wie es weiter geht.
Am Anfang des Buches wird auch ausführlich dargestellt, wie gefährlich Marmelade sein kann und was die anscheinend sehr einseitige Ernährung aus den Kindern gemacht hat. Dabei wird pseudowissenschaftlich argumentiert, aber diese übertriebene Verteufelung scheint mir nicht glaubhaft. Sollen die Eltern ihren Kindern tatsächlich nichts anderes zu essen gegeben haben? Im Laufe der Geschichte verliert die Marmelade wieder an Bedeutung und taucht nur noch ab und zu auf.
Keines der dargestellten Probleme war wirklich neu. Im Grunde wird hier die Situation zahlreicher Familien verarbeitet. Es geht um die Schwierigkeiten, seinen Platz in der Welt zu finden. Die vielen unterschiedlichen Charaktere haben dem Ganzen eine gewisse Spannung verliehen.
Keine der Personen war mir richtig sympathisch. Sie alle schleppen ihre Probleme und Sorgen mit sich herum und anstatt miteinander zu reden, wird nach außen hin die perfekte Fassade erwartet. Nur als Leser kennt man die privaten Seiten. Auf dramatische Weise kommen die Abgründe ans Licht, aber nach einer kurzen Verwirrung schaffen die Familienmitglieder es, sich zu berappeln und hinterher sogar enger zusammen zu stehen. Eigentlich schade, dass solche Verhältnisse nicht nur in der Fiktion existieren.
Es sind keine Figuren zum Liebhaben. Aber Figuren zum Mitfühlen, zum Selberdenken und zum Nachfragen. Es könnte sich lohnen, einmal mit offenen Augen durch die Straßen zu gehen, um die Astras, Silmus und Pelagiasin unserer Welt zu entdecken.
Fazit:
Wer durchhält, wird mit einer eindrucksvollen Geschichte belohnt, die alltägliche Probleme offenbart. Nichts neues, aber trotzdem interessant.
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