Mittwoch, 31. August 2016

{Rezension} So wie die Hoffnung lebt

Die letzten zwei Wochen war ich im Urlaub und hatte dort unvorhergesehener Weise kein Internet. Ich hoffe ihr habt mich nicht zu sehr vermisst. Gelesen habe ich natürlich trotzdem, und zwar "So wie die Hoffnung lebt" von Susanna Ernst.


Inhalt:
Woran hältst du fest, wenn du alles verlierst?
Als sich Katie und Jonah kennenlernen, geschieht ein kleines Wunder: Der sensible Junge dringt mit viel Einfühlungsvermögen und seinem außergewöhnlichen Talent für die Malerei zu dem Mädchen durch, das sich nach einer fürchterlichen Familienkatastrophe von allem zurückgezogen hat und verstummt ist. Katie beginnt wieder zu sprechen. Doch als aus ihrer Freundschaft viele Jahre später zarte Liebe keimt, schlägt das Schicksal erneut zu…

Meine Meinung:
Oft wusste ich nicht, ob ich weiter lesen sollte, weil es so spannend geschrieben war, oder ob ich eine Pause brauchte, weil mich die Geschichte emotional so mitgenommen hat. Letztendlich hat natürlich die Neugier gesiegt und das war gut so. Denn das Ende kommt überraschend und hinterlässt einen nachdenklichen Leser, der sich nicht sofort aus dieser fremden Welt, die doch hinter so mancher Ecke lauert, befreien kann. Dieses Buch geht tiefer als gewöhnliche Liebesromane.
Im ersten Teil erfahren wir, warum Jonah und Katie in einem Heim für traumatisierte, elternlose Kinder gelandet sind und wie sie sich langsam immer näher kommen. Der zweite Teil spielt fast zwanzig Jahre später, doch an ihren Gefühlen hat sich nichts geändert. Nur die Rahmenbedingungen sind wesentlich ungünstiger, denn Katie ist mit einem Gangsterboss verheiratet und Jonah hat als obdachloser Künstler kaum Chancen, sie zu befreien. Oder möchte sie gar nicht fort?
Die Autorin bringt die Figuren so nahe, dass man jeden kleinen Glücksmoment und jede Träne mit ihnen teilt, selbst die ungeschriebenen. Ihr Charakter, ihre Beweggründe und ihre Handlungen scheinen fast, als wären es die eigenen, so gut kann man sich in sie hineinversetzen. Vielleicht leidet man deshalb so sehr, als die beiden Verliebten getrennt werden. So viel Gefühl wie bei diesem Buch kam mir selten aus den Seiten entgegen.
Milow ist der beste Freund von Jonah und Katie und gibt der Geschichte nochmal eine eigene, humorvolle Note. Er liebt gutes Essen und ist zwar manchmal etwas grob, aber jederzeit für seine Freunde da. Schon bei der ersten Begegnung habe ich ihn ins Herz geschlossen und dort blieb er, während er die Handlung vorantrieb. Man kann sich kaum vorstellen, dass ohne ihn alles ein gutes Ende hätte nehmen können. Wenn man das Ende gut nennen kann.
Auch wenn ich selbst keine Erfahrung mit traumatischen Schicksalsschlägen gemacht habe, konnte ich mir dank der lebensnahen Schreibweise und den ausführlichen Schilderungen ein umfangreiches Bild von der Gefühlslage und den Nachwirkungen bei den betreffenden Personen machen. Auf gewisse Weise konnte ich ihre Verletzungen nachempfinden, auch wenn klar sein dürfte, dass man solchen Schmerz als Außenstehender nie wirklich begreifen kann. Doch man leidet mit, weil die Figuren so liebenswert sind, dass man ihnen gern jedes Leid nehmen würde. Mehrmals hat es mir das Herz zerrissen, wenn wieder jemandem etwas schreckliches zugefügt wurde, doch die guten Momente konnte es zumindest teilweise wieder heilen.
Die Autorin zeigt hier auf eindrucksvolle Weise, wie das Leben spielt. Es gibt gute Menschen und solche, die mehr auf sich selber achten. Es gibt Leid und Freude, Lachen und Weinen, aber beides gehört irgendwie dazu. Mit den richtigen Menschen an unserer Seite können wir alles schaffen. Und vielleicht auch den ein oder anderen dazu bringen, seinen Blick zu weiten.

Fazit:
Absolutes Must Read! Wer auf gefühlvolle, aber nicht kitschige Liebesromane mit Tiefgang steht, der findet hier ein neues Lieblingsbuch.

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