Mittwoch, 22. Februar 2017

{Rezension} Cruelty

Letzte Woche ist "Cruelty" von Scott Bergmann erschienen. Ich durfte es schon vorher lesen, bin aber leider nicht eher fertig geworden. Deshalb nun jetzt meine Meinung dazu.










Gwendolyns Vater ist Diplomat und sie wird in den unterschiedlichsten Städten groß. Seit ihre Mutter gestorben ist, gibt es nur noch sie beide. Gwen ist 17, als sie nach New York kommen. Doch eines Tages verschwindet ihr Vater auf einer Dienstreise nach Paris. Da die CIA ihn nicht finden kann, macht sich Gwen selbst auf die Suche. Schon bald befindet sie sich auf einer gefährlichen Jagd durch Europa und erfährt Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätte.







Das Buch ist so geschrieben, als würde man sich im Kopf der 17-jährigen Gwen befinden. Dadurch ist das Buch wahrscheinlich vor allem für Jugendliche interessant, die sich mit dem Schreibstil wohl eher identifizieren können. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt hatte.
Gwen macht im Buch eine große Veränderung durch. Dabei legt sie ihr naives, liebevolles Wesen ab und wird zu einer fast skrupellosen Frau, die knallhart ihr Ziel verfolgt. Auch ihr mehrmals wechselndes Umfeld kann diese Veränderung wahrnehmen. Ich fand es interessant zu sehen, wie die Umstände und ein fester Wille einen Menschen formen können. Gwen war mir nie so richtig sympathisch, aber da man von ihr am meisten weiß und sie diejenige ist, die am ehesten zu den Guten gehört, war ich trotzdem auf ihrer Seite und habe auf ein Happy End für sie gehofft. Ich konnte ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen, auch wenn alles in sich schlüssig begründet war. Allerdings wird das vor allem daran liegen, dass ich die hier geschilderten Extremsituationen nie durchmachen musste.
Es dauert etwa fünfzig Seiten, bis etwas passiert, doch auch denn geht es eher schleppend los. Vorher lernt man Gwen, ihren Vater und ihre Schule kennen. Außerdem trifft sie einen Jungen, Terrence, mit dem sich der zarte Beginn einer Teenagerromanze entwickelt. Dann jedoch ist mit einem Mal nur noch das Verschwinden ihres Vaters wichtig. Alles, was Gwen ab da tut, ist darauf ausgerichtet, ihn zu finden, weil sie sich nicht mit der Situation abfinden kann. Und obwohl alle um sie herum ihr offenbar helfen wollen, nimmt sie sie nur als Mittel zum Zweck wahr.
Es tauchen viele weitere Figuren auf, die alle mehr oder weniger miteinander verknüpft werden. Da man sie alle aus Gwens Sicht erlebt, sind ihre wahren Absichten oft im Dunkeln. Dadurch erlebt man auch die ein oder andere Überraschung und muss seine Prognosen neu aufstellen. Vor allem das, was Gwen über ihren Vater zu wissen glaubt, wird radikal in Frage gestellt.
Die Geschichte konnte mich lange nicht begeistern, war aber auch nicht so schlecht, dass ich sie hätte abbrechen wollen. Währenddessen habe ich gezielt nach Fehlern gesucht. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass Gwen sagt, sie könne niemandem mehr vertrauen, kurz darauf aber Terrence, den sie gerade erst kennen gelernt hat, wichtige Informationen überlässt. Oder dass er ihr mehr als 2000 Dollar gibt, ohne zu wissen, wofür und ob er sie jemals wiedersehen wird.
Irgendwann aber hat es mich dann doch gepackt und ich war drin. Von da an habe ich nur noch mitgefiebert und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das war so etwa nach der Hälfte, als die Handlung endlich ordentlich Fahrt aufgenommen hatte. Da ist es dann auch eine richtige Actionstory voller Verfolgungen, Spionage und filmreifen Prügeleien und Schießereien. Dabei war immer alles so gut beschrieben, dass ich es mir wunderbar vorstellen konnte.
Das Buch spielt nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern Gwen spricht auch mehrere Sprachen. Deshalb tauchen immer wieder Begriffe in Französisch oder Russisch auf. Das ist jedoch überhaupt kein Problem, sondern verleiht den Dialogen zusätzliche Authentizität. Auch ohne Sprachkenntnisse war für mich alles verständlich, weil immer eine Übersetzung oder Erklärung dabei war.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber das Ende war eher unbefriedigend. Zwar werden viele Zusammenhänge aufgeklärt und Gwen erreicht ihr Ziel gewissermaßen auch, doch es bleiben auch einige Fragen offen. Für mich wirkt es so, als müsste da noch eine Fortsetzung kommen, denn wenn nicht, dann ist da mehr unklar, als meine Fantasie auf die Schnelle füllen kann. Am Ende bleibt für mich vor allem der Gedanke hängen, ob all das wirklich passieren kann.








Wer spannende Thriller mit ungewöhnlichen Hauptdarstellern mag, kann hier ruhig zugreifen. Man darf nicht gleich aufgeben, wenn es nicht sofort losgeht. Am Ende wird man doch noch einmal gewaltig überrascht, vor allem von Gwen selbst.

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