Mittwoch, 20. September 2017
{Rezension} Mr. President - Macht ist sexy
Matt hat erlebt, was es bedeutet, wenn der eigene Vater Präsident der USA ist. Doch Lawrence Hamilton wird erschossen und Matt zieht sich aus dem Presserummel zurück. Jahre später kandidiert er selbst für das höchste politische Amt - als unabhängiger Kandidat. Dank seines Charismas und seiner Entschlossenheit gewinnt er die Herzen der Bürger. Auch die junge Charlotte, die er persönlich in sein Wahlkampfteam geholt hat, lässt er nicht kalt. Es entspinnt sich eine Romanze, die nicht sein darf. Aber gegen die Liebe ist selbst ein zukünftiger Präsident machtlos.
Matt ist unheimlich charismatisch, leidenschaftlich und entschlossen. Schon mit seinem ersten Auftreten hat er mich restlos begeistert. Wenn ich Amerikanerin wäre, würde ich ihm meine Stimme geben. Er hat mich mit seiner aufrichtigen Anteilnahme am Geschick der Bürger und seinem Streben nach einem Wandel, der allen hilft, für sich eingenommen. Einen solchen Politiker könnte die Realität auch vertragen.
Doch natürlich ist das hier vornehmlich eine Liebesgeschichte. Ich konnte total verstehen, warum Charlotte von Anfang an von Matt fasziniert ist und trotz aller Gefahren nicht loslassen kann. Immer wieder wird betont, wie heiß er ist und was er in ihr auslöst, sodass ich da sehr gut mitfühlen konnte. Selbst wenn eigentlich gerade gar nichts zwischen den beiden passiert, liegt immer eine knisternde Spannung in der Luft, der man sich als Leser nicht entziehen kann.
Nichts desto trotz bot die Geschichte einen interessanten Einblick in den amerikanischen Wahlkampf, der deutlich härter geführt wird als hierzulande. Das politische Geschehen bietet eine gute Kulisse und ist durchdacht ausgearbeitet, aber so weit heruntergebrochen, dass wohl jeder versteht was passiert, man aber nicht zu sehr darauf fokussiert wird. Die Autorin hat hier ein perfektes Maß gefunden, um den roten Faden in der Liebesgeschichte zu belassen, aber eine komplett neue Atmosphäre dafür anzubieten.
Es gibt einige tolle Szenen zwischen Matt und Charlotte, die ihr Verhältnis deutlich machen. Dabei waren die Gefühle immer so gut beschrieben, dass ich mich in sie hineinversetzen konnte. Vor allem der innere Kampf zwischen Liebe und Verantwortung war für mein Empfinden perfekt umgesetzt. Matt möchte keiner Frau das antun, was seine Mutter als First Lady durchmachen musste. Doch Charlotte kann er einfach nicht aus seinen Gedanken vertreiben, obwohl seine Präsidentschaft für das Land so wichtig ist. Charlotte empfindet ebenfalls eine große Leidenschaft für Amerika, aber eben auch für Matt. Sie weiß, dass sie ihn nie ganz haben kann, aber sie kann auf die Momente mit ihm nicht verzichten. Hinzu kommt, dass ihre Affäre einen Skandal darstellen würde, der Matt die Wahl kosten könnte. Wie kann Matt sie beschützen und sich trotzdem holen, was er so dringend braucht?
Natürlich dürfen in dieser Geschichte die erotischen Szenen nicht fehlen. Zwar sind bereits kleine Berührungen sehr intensiv geschildert, aber auch das große Verlangen kommt nicht zu kurz. Die Worte sind so gewählt, dass das Kopfkino angeschmissen wird und man die Begegnungen der beiden selbst fortführt. Wer allerdings kein Bettgeflüster mag, dem wird es in diesem Buch zu viel sein. Die Story strebt zwar immer voran und es gibt noch mehr Handlung als nur die Sexszenen, aber sie sind eben doch zahlreich vorhanden und lassen sich nicht so einfach überlesen.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Charlotte erzählt, nur ab und zu sind Kapitel von Matt geschrieben, die aber wenig Handlung beinhalten. Hier erfährt man nur, dass er ebenso verrückt nach Charlotte ist, wie sie nach ihm. Dadurch konnte ich mich aber gut in Charlotte hineinversetzen und mit ihr mitfühlen und mich mitverlieben. In vielerlei Hinsicht konnte ich mich mit ihr identifizieren.
Immer wieder wird der Kontrast zwischen männlich und weiblich herangezogen, wenn Charlotte Matts Aussehen und Verhalten sowie ihre Reaktion darauf beschreibt. In diesem Falle fand ich das sehr gelungen, weil damit ihre Gegensätzlichkeit als notwendiger Ausgleich hervorgehoben wird. Sie sind wie zwei Pole eines Magneten. Dennoch wird Weiblichkeit nicht mit Schwäche und Unterlegenheit assoziiert. Beide erweisen sich als starke Persönlichkeiten, die wissen, was sie wollen, und bereit sind, dafür einzustehen. Beide sind begabt und intelligent, haben jedoch auch ihre je eigenen Talente. In Zeiten von Feminismus und Genderdebatten kann man hier sehen, dass männlich und weiblich zwei Pole sind, die beide für ein funktionierendes Gleichgewicht unverzichtbar sind. Stärke und Einfühlungsvermögen, Intelligenz und Tatkraft sind nichts, was nur einem Geschlecht zukommt. Dennoch ist es okay, sich in bestimmten Momenten besonders männlich oder weiblich zu fühlen. Charlotte zeigt, dass eine Frau erfolgsorientiert sein darf und sich trotzdem in die Arme eines Mannes fallen lassen kann.
Das Ende könnte nicht passender sein - und lässt einen doch frustriert zurück. Nach dieser Geschichte kann ich nicht sofort eine andere beginnen, weil sie mich so in ihren Bann gezogen hat, dass ich erstmal wieder in die Realität finden muss. Zum Glück gibt es noch einen zweiten Teil, der im Januar 2018 erscheint.
Eine prickelnde Liebesgeschichte vor der großartigen Kulisse des Weißen Hauses. Romantik, Erotik, ein Mann zum Verlieben und eine Frau, die jeden mitreißt. Absolute Empfehlung für alle Fans dieses Genres.
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