Donnerstag, 14. Juni 2018

{Rezension} Lost Souls

Bei diesem Buch hat sich mir der Titel erst sehr spät erschlossen. Es handelt sich um einen Thriller mit mystischen, historischen und grauseligen Elementen.Wer jetzt hellhörig wird, sollte unbedingt weiterlesen.








Die Archäologin Jessika und ihre Patentochter Leonie sind gerade erst in die Nähe von Hameln gezogen, als unheimliche Ereignisse ihren Lauf nehmen. Bei der Renovierung einer Kirche wurde einer der Arbeiter von Ratten angefallen und getötet. Jessika soll den Fall untersuchen, denn es wurde eine alte Grabstätte gefunden. Gemeinsam mit dem Kammerjäger Peter stößt sie auf Verbindungen zur alten Sage vom Rattenfänger. Als sich die Rattenangriffe häufen, scheint nichts mehr sicher. Nach einigen seltsamen Vorfällen verschwindet auch Leonie und Jessika muss endlich herausfinden, was damals wirklich geschehen ist.







Nach dem Tod ihrer besten Freundin kümmert sich Jessika um deren Tochter Leonie. Neben ihrem Job hat sie meistens auch ihr Privatleben voll im Griff und will am liebsten alles alleine schaffen. Leonie ist ab und zu ein typischer Teenager, manchmal naiv und bockig, aber im Laufe der Geschichte lernt sie zu schätzen, was sie an Jessika hat.
Peter ist Kammerjäger und mit seinem Beruf durchaus nicht unzufrieden. Anfangs scheint er sehr unauffällig zu sein, aber er kann zeigen, dass er mehr draufhat, als man ihm auf den ersten Blick zutraut.
Die Geschichte fand ich wahnsinnig spannend. Schon auf den ersten Seiten wird man in den Bann der unheimlichen Rattenschwärme gesogen und kann sich der grausamen Faszination nicht mehr entziehen. Obwohl die Rattenangriffe sehr detailliert beschrieben werden und das Buch so für meinen Geschmack fast zu blutig war, habe ich den Schauer auf dem Rücken doch irgendwie genossen. Bis es dann abends dunkel wurde...
Rasant folgen die Ereignisse aufeinander und innerhalb weniger Tage erlebt Hameln eine nie gekannte Furcht vor Ratten, die in riesigen Schwärmen angreifen und so allem widersprechen, was Biologen bisher zu wissen glaubten. Auf der Suche nach Erklärungen für dieses Phänomen dringen Jessika und Peter immer tiefer in die Vergangenheit der Stadt vor. Doch sie müssen sich beeilen, denn auch sie selbst sind in Gefahr. Aus vielen einzelnen Teilen können sie schließlich ein Gesamtbild zusammen setzen, das zwar stimmig ist, aber dafür nicht weniger schaurig.
Leonie langweilt sich unterdessen an ihrem neuen Wohnort. Da kommt ihr der fremde Junge gerade recht, auch wenn er ein bisschen seltsam scheint. Offenbar kennt er sich mit der Geschichte des alten Hauses, das sie geerbt hat, bestens aus. Nach einem Rattenangriff zieht sie jedoch mit ihrer Patentante zu Peter und darf nun erstmal nicht mehr aus dem Haus. Dass kein Teenager sich das gefallen lässt, ist klar. Es kommt wie es kommen muss und plötzlich gilt Leonie als verschwunden. Ist sie einfach abgehauen oder gibt es auch hier eine Verbindung zu den Rattenüberfällen?
Auf elegante Weise verbindet der Autor historische Forschung mit seiner eigenen Fantasie und macht so die Story plausibel. Mein Interesse an der alten Sage hat er damit auf jeden Fall wecken können. Uralte Mächte und heidnische Kulte spielen hier ebenso eine Rolle wie mittelalterliche Malerei und ein verarmtes Fürstengeschlecht. Zwischen Heute und Damals, zwischen Realität und Fiktion entsteht hier eine Geschichte, von der man glauben könnte, sie wäre wirklich passiert, und die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Zuletzt darf natürlich eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Da es sich hier nicht um einen personengebundenen Erzähler handelt, erfahren wir schon bei seinen ersten Auftritten, dass Peter ein Interesse an Jessika hat. Dieses wird dann auch verfolgt und auf pragmatische, aber irgendwie zauberhafte Weise finden diese zwei eigenständigen Menschen zusammen und gestalten ihre Beziehung, wie das nur Erwachsene können. Aber keine Sorge, der Lovestory wird nur wenig Raum gegeben und die mysteriösen Ereignisse stehen immer im Vordergrund.







Definitiv nichts für zarte Gemüter, aber ein wundervoll gruseliges Buch, dessen Autor den Spagat zwischen historischer und ausgedachter Geschichte beherrscht. Dazu Charaktere mit Ecken und Kanten, die man erst im Laufe der Zeit liebgewinnt.

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