Samstag, 10. August 2019

{Rezension} Eine Frau mit Makel






Lexa ist eine erfolgreiche Anlageberaterin, doch ein schwerer Unfall bringt sie dazu, ihr Leben zu hinterfragen. Ihr Freund Max angelt sich schon die nächste, während sie noch im Krankenhaus liegt, und ihre Mutter versucht, ihr hart erarbeitetes Geld zu ihrem eigenen Vorteil zu verwenden. Anfangs ist Lexa alles egal, denn wer würde schon einen Krüppel wie sie lieben. Doch dann beschließt sie, wenigstens ihr berufliches Glück wieder selbst in die Hand zu nehmen.







Zu Beginn des Buches lernen wir Andreas kennen, der ebenfalls einen Unfall hat, dessen Folgen schwerwiegender sind, als man zu Beginn denkt. Er ist ein stiller Typ, dessen Motive erst nach und nach klar werden. Dennoch ist er auf seine eigene Art liebenswert und je öfter er auftaucht, desto mehr habe ich ihn zu schätzen gelernt. Er bietet einen guten Ausgleich zu den motivierenden, aber oft sehr ruhelosen Frauen, die Lexa helfen wollen.
Lexa ist eine starke und selbstbewusste Frau, die auch in den dunkelsten Stunden nicht aufgibt und versucht, mit Herz und Verstand weiter zu kämpfen. Leider gilt dies nicht in der Liebe, dort scheint sie keine Hoffnung zuzulassen. Sie ist immer erfolgreich gewesen, doch sie hat sich zu lange von den Menschen in ihrem Umfeld ausnutzen lassen. Vor allem bei ihrer Mutter verstehe ich nicht, wie man sein Kind so behandeln kann. Ihr angeblicher Makel dagegen ist vor allem ein selbst empfundener, auch wenn ihr liebe Menschen immer wieder versuchen klar zu machen, dass es auf solche Oberflächlichkeiten nicht ankommt.
Max ist von Anfang an ein riesengroßes Arschloch und ich war froh, dass er Lexa so hintergangen hat, dass sie ihn nicht zurück will. Ohne ihn ist sie wirklich besser dran. Zumal sogar sein Motorradgeschäft ohne ihn besser läuft.
Zum Glück lernt Lexa in der Reha die toughe Inge kennen, die ihr neuen Mut schenkt. Mit ihr traut sie sich dann auch ein normales Leben zu und findet in ihr eine Freundin, wenn es wirklich darauf ankommt.
Lexas Bruder Leon ist ziemlich selbstbezogen und musste offenbar nie lernen, was es heißt, wenig Geld zu haben. Er hat Summen zu Verfügung, von denen ich nur träumen kann, und beschwert sich trotzdem, dass er angeblich zu wenig bekommen würde. Seine Mutter verwöhnt ihn und fordert ständig von  Lexa, dies ebenfalls zu tun, obwohl dafür  keinerlei Notwendigkeit besteht. Auch als er langsam freundlicher wurde, konnte er bei mir keine Sympathiepunkte mehr sammeln.
Dagegen ist Andreas ein Mann, den ich am liebsten in den Arm nehmen würde, um ihm zu sagen, dass er es wert ist, geliebt zu werden. Denn leider glaubt auch er nach seinem Unfall nicht mehr daran, dabei ist er genau der Typ, den sich jede kluge Frau wünschen würde. Freundlich, aufmerksam und intelligent besticht er im Vergleich mit Max vor allem dadurch, dass er sich seiner Frau nicht überlegen fühlen muss.
Vor allem die Zeit nach Lexas Unfall war sehr ausführlich beschrieben. Hier hab ich einiges über die Behandlung von schweren Verletzungen und den Ablauf einer Reha gelernt. Danach beginnt Lexa, sich wieder ein eigenes Leben aufzubauen und wir erhalten Einblick, in die komplexe Welt der Anlagenberatung. Insgesamt scheint die Autorin Wert darauf zu legen, alles besonders realistisch zu beschreiben und die Fantasie des Lesers möglichst konkret zu leiten. Mir hätten manchmal ein paar Worte weniger auch genügt, aber es war so geschrieben, dass es sich gut lesen ließ.
Dafür kommt die Liebesgeschichte meiner Meinung nach zu kurz. Nachdem Lexa sich beim ersten Zusammentreffen mit Andreas so gut versteht, vergeht danach erstaunlich lange Zeit, in der er einfach überhaupt keine Rolle spielt. Dann verpassen sie sich mehrmals und nur die Kuppelei von Andreas Mutter und Lexas neuer Freundin Inge lässt vermuten, dass da noch was kommen muss. Mir ist auch schleierhaft, wieso beide so oft aneinander denken und dann doch nicht miteinander reden wollen. Aber vielleicht kann ich mich in die Gedanken eines schwer verletzten einfach nicht hineinversetzen.
Am Ende geht es dafür umso schneller. Plötzlich steht Andreas vor Lexas Tür und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Irgendwie wird mir da zu wenig miteinander gesprochen.

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