Mittwoch, 26. September 2018

{Rezension} Das Gold der Krähen

Leigh Bardugo ist wirklich eine Meisterin der Worte. Auch dieses Buch habe ich förmlich verschlungen. Die Rezension zum ersten Teil findet ihr hier. Wer die Geschichte noch nicht kennt, könnte gleich gespoilert werden, weil ich in der Rezension die Kenntnis des ersten Bandes voraussetze.








Die sechs Krähen haben das Eistribunal überlebt. Doch als van Eck ihnen eigentlich die Belohnung geben soll, entführt er stattdessen Inej, um die Herausgabe von Auwei Yul-Bo zu erpressen. Doch so leicht lassen sich die Freunde um Katz Brecher nicht überlisten. Mit Hinterlist und Wagemut versuchen sie, Inej aus den Händen des Krämers zu befreien. Da er ihnen die versprochene Belohnung nicht geben will, müssen sie sich nun auch noch selbst reich machen. Doch ihre Gegner sind nicht bereit, sich so einfach ausspielen zu lassen.







Ungefähr ein Jahr ist es her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Dennoch ist mir der Wiedereinstieg gut gelungen. Die Geschichte beginnt nicht exakt an dem Punkt, wo die letzte endete, sondern etwas später an einem anderen Ort. Das hat mir geholfen, mich erstmal wieder in die Welt einzufinden. Die bestehende Problematik wird jedoch schnell wieder aufgegriffen.
Die Geschichte war von Anfang an unheimlich spannend und hat mich schon nach wenigen Sätzen voll in ihren Bann gezogen. Ich bin nur noch von Seite zu Seite geflogen und hab es jedes Mal bedauert, wenn ich unterbrechen musste. In rasantem Tempo geht die Handlung voran. Dabei wechselt die Perspektive zwischen den verschiedenen Protagonisten, sodass man manchmal gefühlt an mehreren Schauplätzen gleichzeitig ist. Kämpfe und Täuschungsmanöver sind wieder ausführlich beschrieben, was für ein lebendiges Kopfkino gesorgt hat. Immer wieder müssen die Freunde auch Rückschläge einstecken, wenn man schon denkt, dass sie es geschafft haben. Doch sie alle erweisen sich als starke Persönlichkeiten, die sich nicht klein kriegen lassen. Immer wieder treten sie gegen ihre Widersacher an und beweisen dabei, dass gut und böse oft näher beieinander liegen, als es auf den ersten Blick scheint. Und nicht alles ist so, wie man geglaubt hat.
Die Hauptfiguren waren mir direkt wieder vertraut. Im ersten Teil hatte ich sie lieb gewonnen, nun habe ich erneut mit ihnen mitgefiebert und ungeahnte Seiten an ihnen entdeckt. Einige offene Fragen zu ihrer jeweiligen Vorgeschichte wurden nun beantwortet, sodass man sie nochmal tiefer kennen gelernt hat. Zudem entwickeln sie sich weiter und lernen immer noch dazu. Ab und zu hat man dann doch gemerkt, wie jung sie eigentlich noch sind.
Kaz fand ich schon im ersten Teil unglaublich faszinierend. Er ist wahnsinnig intelligent und hat alles im Blick, doch als Leser muss man sich oft konzentrieren, um seinen Plänen zu folgen. Ihm entgeht kaum etwas und er ist seinen Gegner immer einen Schritt voraus. Diesmal jedoch muss er lernen, was es bedeutet, zu scheitern. Denn nicht jeder seiner wagemutigen Pläne geht so auf, wie er sich das gedacht hat. Er und Inej waren diejenigen, die ich unbedingt zusammen sehen wollte, nachdem ja in der Richtung schon einiges angedeutet worden war. Nun kämpft Kaz entschlossen darum, sein Phantom zurück zu bekommen, doch seine Gefühle einzugestehen, stellt sich als bedeutend schwerer heraus.
Ebenfalls ein traumhaftes Paar geben Nina und Matthias ab. Sie schwanken immer wieder zwischen Hass und Verlangen und müssen jetzt ehrlich zu sich selbst und zueinander sein. Doch die Barrieren zwischen ihnen sind hoch.
Außerdem fand ich besonders gut, dass homosexuelle Liebe überhaupt nicht als etwas außergewöhnliches beschrieben wird. Es scheint in dieser Welt keinen Unterschied zu machen, in wen man sich verliebt. Es wird überhaupt nicht drüber gesprochen, dass zwischen zwei Männern irgendwas anders ist als zwischen Mann und Frau. Diese Haltung würde ich mir häufiger wünschen, damit es auch in unserem Alltag nicht mehr erwähnenswert ist.
Trotz all dieser Aspekte handelt es sich hier nicht um eine Liebesgeschichte. Im Vordergrund steht ganz klar die Befreiung von Inej und die Rache an Jan van Eck. Dabei müssen die Freunde immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen. In diesem Buch wird selbst am Schluss keine heile Welt gezeigt, in der alles wieder gut wird. Gerade deshalb kam mir die Erzählung aber unglaublich real vor, denn auch im echten Leben geht es immer wieder auf und ab und manche Dinge sind einfach schlecht, ohne dass man etwas dagegen tun kann.








Großartige actionreiche High Fantasy, die ihresgleichen sucht. Die perfekte Mischung zwischen Spannung und Emotionen, die gleichzeitig unsere Welt infrage stellt.

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